Mein Rheda-Wiedenbrück

Liebesgeschichte – Wilhelm-Schröder-Gedächtnis-Essen

by Maria-
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Leute, es wird romantisch. Mich erreichte vor wenigen Tagen eine Presseeinladung der Stadt Rheda-Wiedenbrück zum Wilhelm-Schröder-Gedächtnis-Essen. Ich las den anliegenden Text und war so gerührt! Die Einladung musste ich annehmen. Wilhelm Schröder, ein Bürger aus Rheda-Wiedenbrück, verfügte im Testament zum Dank an eine glückliche Ehe mit Gertrud Schröder, ein Hochzeitsessen.

46 Jahre glücklich verheiratet

Wilhelm Schröder war ein wohlhabender Bürger in Rheda. Er wurde am 18.09.1843 geboren und verstarb im Alter von 83 Jahren am 17.12.1926. Wilhelm Schröder war verheiratet mit Gertrud Schröder, geb. Hölscher, welche 1845 geboren wurde. Das genaue Datum kann nicht mehr festgestellt werden. Seine Ehefrau wurde 73 Jahre alt und verstarb am 03.04.1918. Ihre Ehe wurde am 10.04.1872 geschlossen und hielt 46 Jahre lang. Als Dankbarkeit für eine lange und glückliche Ehe verfasste er ein ganz besonders Testament. Darin verfügte er, dass zugunsten der Stadt Rheda auf seinem Hausgrundstück eine Hypothek in Höhe von 10.000 Goldmark eingetragen werden sollte. Die Zinsen aus dieser Hypothek sollen nach seinem Tod für ein Festessen für alte Leute der Gemeinde Rheda und Nordrheda-Ems verwendet werden, dass alljährlich am Sonntag nach dem Hochzeitstag der Eheleute stattfinden soll.
Es sollte das zur damaligen Zeit typische Hochzeitsessen sein. Die Speisefolge ist im Testament verfügt:
  1. Rindfleischsuppe mit Einlage
  2. Rindfleisch mit Zwiebelsoße
  3. Braten mit Salzkartoffeln, Gemüse und Kompott

81. Gedächtnisessen und 100. Todestag von Frau Schröder

Männer erhalten ein Glas Bier und die Frauen ein Glas Limonade. Das erste Gedächtnisessen hätte 1927 stattfinden sollen, fiel jedoch aufgrund geringer Zinseinkünfte aus. In den Jahren 1928 bis 1938 fand das Gedächtnisessen insgesamt 11 mal statt. Von 1939 bis 1948 wurden die Zinseinkünfte direkt an Bedürftige verteilt. Seit 1949 findet das Schröder-Gedächtnis-Essen wieder jedes Jahr statt. In der Zeit von 1949 bis 2017 haben 3.633 Personen daran teilgenommen. Dieses Jahr fand das Gedächtnisessen zum 81. Mal statt. Ferner wurde in diesem Jahr der 100. Todestag von Gertrud Schröder begangen.
Im Jahr 1976 hat der Rat der Stadt, das Angebot der derzeitigen Grundstückseigentümer auf Ablösung der Hypothekenlast angenommen. Bis heute hält die Stadt die schöne Tradition des Schröder-Gedächtnis-Essen aufrecht. In diesem Jahr fand das Festessen ausnahmsweise an einem Samstag statt, der Ablauf erfolgt ansonsten, wie im Testament festgelegt.

Religionen sind testamentarisch festgelegt

Seit einigen Jahren veranstaltet das Hotel Reuter das Gedächtnis-Essen. Das Hotel liegt zentral und ist gut erreichbar, ob zu Fuß oder mit dem Taxi. Die Gäste erhalten eine Einladung aus dem Rathaus und die Gästeliste hat der Erblasser grob vorgegeben. Denn schließlich hatte er das Hochzeitsessen sehr genau geplant vor seinem Ableben. Er gab an, dass das Essen für ältere Damen und Herren der Stadt Rheda organisiert werden soll. Schröder legte auch fest, wie viele Protestanten und Katholiken teilnehmen sollen. Die Anzahl der Herren und Damen ist natürlich auch testiert worden.
 
Die Stadt macht die Gästeliste fertig und gibt diese an die Kirchengemeinde weiter. Auf der Liste stehen laut Frau Maria Arenbeck (Abteilungsleistung Soziales) alte Menschen, die sich alleine ein solches Essen nicht leisten könnten. Leider war in den letzten Jahren kaum möglich gleich viel Männer und Frauen da zu haben. Es Leben mehr alte Frauen und manche Herrschaften nehmen eine solche Veranstaltung nicht war.

Gemeinsames Essen mit dem stellvertretenden Bürgermeister

Um 12:30 Uhr beginnt offiziell das Essen. Kurz nach 12 Uhr trudeln die ersten Gäste ein. Einige kennen sich bereits, manche anderen sind sich fremd. Der stellvertretende Bürgermeister Norbert Flaskamp nimmt ebenfalls an der Veranstaltung teil, und beginnt das Gedächtnis-Essen mit einer Ansprache, nachdem Frau Arenbeck die Gäste offiziell begrüßt hat. Herr Norbert Flaskamp erläutert den Gästen den Anlass. Im Anschluss wird der erste Gang auch schon serviert: Rindfleischsuppe mit Einlage.
Die Gäste genießen das Essen und führen anregende Gespräche. Auch wenn sich nicht alle untereinander kennen, kommt mir die Runde sehr vertraulich vor. Selbst Herr Flaskamp erzählt viel über sich oder stellt Fragen in die Runde. Sobald alle ihre Teller geleert haben, folgt auch schon der nächste Gang und für die einen oder anderen Gäste wird das Essen allmählich zur Herausforderung. Die freundlichen Mitarbeiter vom Hotel Reuter packen den Gästen gerne auch das Essen ein, schließlich möchten sie alle Gänge probieren und noch zwei weitere stehen an.
 
Sobald der Nachtisch serviert wurde, hat das Hotelpersonal auf Wunsch einiger Gäste, ein Taxi gerufen. Am Ende sitzen aber immer noch gerne ein paar Damen und Herren, die sich über die guten alten Zeiten unterhalten.
Als ich von diesem Festessen erfahren habe, war ich hin und weg! In seinem Testament ein Hochzeitsessen festzulegen ist eine rührende Geste und zeugt von unendlicher Liebe. Ich finde es großartig von der Stadt Rheda-Wiedenbrück, dass sie dieses Wilhelm-Schröder-Gedächtnis-Essen weiterführt, obwohl die Hypothek schon längst aufgebraucht ist. Ich habe mich sehr gefreut das Essen begleiten zu dürfen und bedanke mich an dieser Stelle für die Möglichkeit.
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Maria

1 Comment

  1. Silvia

    Eine sehr interessante Stadtgeschichte und das Essen sieht sehr lecker aus! Liebe Grüße

    27 . Apr . 2018

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