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Die Wut, die bleibt

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Excuse me!? Wir haben 2022! Da lebt es sich als Frau doch easy, wir sind gleichgestellt, es gibt keine Benachteiligungen. Es ist schwierig einen solchen Beitrag zu schreiben, ohne gleich in eine bestimmte Schublade gelegt zu werden, doch nach einer Unterhaltung mit einigen Frauen und nach dem Roman „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl brennt es mir in den Fingern. In uns lebt eine Wut, die viel zu oft unterdrückt wird oder auf vollkommen falsche Weise nach außen dringt.

Liebe Leser, seht es mir nach, ich kann nur aus meiner Sicht, der Sicht einer Frau schreiben. Ich bitte euch, diese Zeilen nicht zu bewerten, sondern lediglich zu empfangen, was ich berichte.

Der bittere Beigeschmack bleibt

Wie ist es im Jahr 2022 eine Frau zu sein? Ich denke, das Wort „durchwachsen“ beschreibt es ganz gut. Wir haben in den vergangen Jahren viel verändert. Frauen sind selbstbestimmter und haben große Karrieren erreicht. Der bittere Beigeschmack ist aber immer noch da. Als eine Frau, die 1991 geboren wurde, habe ich eine Lebensweise vorgelebt bekommen, die mich spaltet.

Mir wurde vorgelebt, dass die Frau, den Haushalt macht und das warme Essen auf den Tisch stellt, wenn der Mann nach der Arbeit nach Hause kommt. Der Mann darf sich nach der Arbeit auf dem Sofa ausruhen, bis er dann ins Bett geht. Die Frau räumt natürlich den Tisch ab und die Küche auf, denn der Mann hat schließlich hart gearbeitet.

Dabei war meine Mutter keine Hausfrau. Im Gegenteil, sie hat gearbeitet. Sie ist jeden Tag zur Arbeit gegangen und nach der Arbeit und/oder vor der Arbeit hat sie den Haushalt geschmissen. Papa musste nur zur Arbeit. Erziehung und Haushalt waren nicht sein Ding.

Gefühle des Versagens und die Wut in mir

Ich habe für mich erkannt, dass eine Beziehung so nicht laufen muss. Doch in mir kommt häufig etwas hoch, dass ich doch für alles verantwortlich bin. Mein Zuhause muss sauber sein, die Wäsche gewaschen und gebügelt im Schrank liegen und das Essen warm auf dem Herd stehen. Und wenn ich das alles nicht schaffe, dann kommen diese Gefühle des Versagens in mir hoch. „Ich bin keine gute Hausfrau, dabei wird doch von mir genau das verlangt.“

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Mama erinnert mich auch gerne daran. Wenn wir telefonieren ist ihre erste Frage „Was hast du gekocht?“ Vielen Dank für die Bestätigung, dass ich nichts schaffe…

Und was tun wir alles, um gut auszusehen? Wie lange stehen wir vor dem Spiegel, um uns „hübsch“ zu machen? Wie dämlich allein ist das „sich hübsch machen“. Wer bestimmt denn, was „hübsch“ ist? Ich stehe gefühlt immer unter Beobachtung, jedes Handeln, jede Bewegung, alles wird analysiert und bewertet. Absolut jeder nimmt sich das Recht mich zu bewerten. Wenn ich nicht esse, weil ich keinen Hunger habe, fragt jemand „Na, machst du Diät?“ – Nein man! Ich bin einfach satt! Wenn ich schlechte Laune habe, heißt es „Hast du deine Tage?“ oder wenn ich mal nicht reden möchte „Warum zickst du schon wieder?“

Warum? Wie? Ich verstehe es nicht.

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Die Wut, die bleibt

Was heißt es noch, eine Frau zu sein? Dass andere sich erlauben uns irgendwelche herabwürdigende Dinge zuzurufen oder uns im Club an den Hintern zu packen. Sie tun es ohne Reue, sie erlauben es sich einfach. Wie kann die Menschheit nur so abgestumpft sein? Sind wir immer noch Höhlenmenschen? Zum Schutze der Männer, es gibt auch Frauen, die Männer ungefragt berühren oder etwas zurufen. Hört doch einfach alle auf damit!

Das Umdenken muss verstärkt werden in beide Richtungen, es darf aber auch nicht ins Extreme rutschen. Mareike Fallwickl beschreibt dies in ihrem Roman „Die Wut, die bleibt“ sehr gut. In dem Roman geht es um drei Frauen. Eine Mutter, die mal unabhängig war, einen Karrierewunsch hatte und dann alles aufgegeben hat, um für die Familie da zu sein. Sich hat sie auch aufgeben. Sie fühlte sich im Stich gelassen und beschloss ihr Leiden zu beenden.

Es geht auch im die Tochter, die sich informiert und erkennt, dass Gleichberechtigung nicht existiert. Leider gerät sich auf die schiefe Bahn. Ich mag die Denkweise der Tochter, doch die Umsetzung sollte anders aussehen. Die Autorin beschreibt eine Situation, in der die Tochter mit ihrer Freundin von einigen Jungs angegriffen wird, grundlos. Wie sich die Freundin die Haare abrasiert, damit sie niemand mehr an den Haaren ziehen kann und wie sie gebrochen wird. Beide Mädchen gehen zu einem Selbstverteidigungskurs und da kam ein Satz, der sich mir eingebrannt hat. „Warum gehen Frauen zu einem Selbstverteidigungskurs, anstatt, dass Männern beigebracht wird, uns nicht anzugreifen?“

Die dritte Frau in dem Roman ist die beste Freundin der Mutter. Die Freundin ist in einem Alter, in der „man bereits eine Familie haben sollte“. Sie lebt aktuell mit einem Tinder Date zusammen, es ist ungewiss, ob er eine Familie haben möchte. Er hat ja noch Zeit, während die biologische Uhr der Freundin immer lauter wird. Plötzlich wird die Freundin in das Familienleben geschubst, dabei ist das nicht ihre Familie. Sie wollte nur helfen, doch kam da nicht mehr raus. Sie gehört zu den Frauen, die wie ich, das Leben einer Hausfrau vorgelebt bekommen haben. Denen erzählt wurde, dass Frauen immer gut aussehen müssen und die sich nicht gehenlassen dürfen.

Es ist Zeit, die Wut hinter sich zu lassen und hinzuhören

Die Geschichten dieser Frauen hat Mareike Fallwickl so gut beschrieben, dass man als Leser das Gefühl bekommt direkt im Geschehen zu sein. Mit jedem Kapitel bemerkte ich diese Bauchschmerzen, die Wut in mir. Ich erkannte mich in dem Kapitel über Bodyshaming wieder sowie in einer Szene, in der verdeutlicht wurde, wie ungehört wir Frauen sind. Eine Szene, in der die Freundin über ihre Gefühle spricht und ihr von unterschiedlichen Personen gesagt wird, sie solle sich erst einmal beruhigen und dann würden sie erneut miteinander sprechen. Es ist, als würde man sich hinter einer Glasscheibe befinden und schreien, doch niemand hört dich.

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Die Zeit ist da, um hinzuhören und zu reagieren, menschlich zu sein. Ganz abgesehen von der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern. In jeder Situation! Hört zu, hört aufmerksam zu und bewertet nicht, niemanden. Und bitte achtet darauf, wie ihr eure Kinder erzieht, lasst sie nicht dieses Rollenspiel weitertragen, den Druck auszusetzen, dass nur einer für alles verantwortlich ist. Ich verstehe, dass einige gerne die klassischen Rollen beibehalten wollen, weil sie es einfach lieben. Aber bitte klärt auf und zeigt, dass es auch anders sein kann.

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Maria

2 Comments

  1. Shadownlight

    Hey,
    das hast du wirklich sehr toll geschrieben. Danke für die zum Nachdenken anregenden Zeilen.
    Liebe Wochenendgrüße!

    24 . Sep . 2022
    • Maria

      Vielen Dank für deine lieben Worte, Jenny.

      24 . Sep . 2022

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